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AutorenbildPeter Thommen

Peter Thommen und die "jungen Falschsexuellen"


Anmerkung der Redaktion: Peter bezieht sich auf den Artikel "Ist die junge Generation bewegt" von Dani Oertle und Andrea Simonett. Hier nachzulesen.

 

Antwort auf die „Replik der jungen Generation“ im Cruiser vom Februar 2017

Die jungen Falschsexuellen sind in Bewegung, aber die Schwulenbewegung ist tot. Das eine schliesst das andere nicht aus. Da alle Buchstaben auf der Liste gleichberechtigt sein sollen, ist auch von „Qualifikationen“ Abstand zu halten! Als die Schwulenbewegung auf die Strasse ging, war dann auch die „Homophilen-Gemeinschaft“ am Ende und schloss sich letztlich mit den Homosexuellen zusammen. Es ist schön, wenn „alle gemeinsam“ feiern und demonstrieren gehen! Die Jugend geht an die Pride und auch alte Schwule sollen an die Pride oder den CSD gehen, sie brauchen keine Altenpride!

Es geht nicht um Redeverbote zwischen Schwulen und Lesben, sondern darum, dass diese – neben gemeinsamen - auch verschiedene und unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse haben. Diversity nicht nur unter Heterosexuellen postulieren, sondern auch innerhalb der Bewegung akzeptieren, leben und nicht unter dem Tisch halten. Sie bricht eh immer wieder auf, wenn es um jeweilige Interessen einer Gruppe geht. Dazu können wir stehen!

Feministinnen sind nicht grundsätzlich gegen Männer, aber Schwule müssen sich anhören: „Ihr seid ja letztlich doch Männer!“ Das heisst, die ganzen gewalttätigen Übergriffe gegen „Schwuchteln“ werden bei der „mee-to-Diskussion“ einfach unter den Tisch gewischt, obwohl wir offen Schwule aus den selben Gründen von Männern ausgegrenzt, und übrigens auch verbal verschiedentlich von Frauen, angegangen werden. Wir sind als „Arschgefickte“ gesellschaftlich einfach noch weiter unten als die Frauen. (Dabei geht es mir hier um die Bilder im Kopf!)

Was „die weissen Männer“ betrifft, so werden Schwule einfach mit den Heterosexuellen in den gleichen Topf gesteckt. Ich möchte aber daran erinnern, dass der heterosexuelle farbige Mann die gleichen Probleme gegenüber den farbigen Frauen und farbigen Schwulen provoziert. Die Black-Power Bewegung der USA hatte in den 60er Jahren ein erhebliches Problem mit der aufkommenden Gay-Bewegung und diese wiederum konnte „schwul und Power“ erst gar nicht zusammen bringen.

Es bringt es nichts, „weisse Männer“ pauschal auf die oberste Diskriminierer-Stufe zu stellen. Das erinnert mich an den religiösen Sündenbock, der „für alle/s“ moralisch abgestraft werden soll. Die gesellschaftliche Mitverantwortung aber trifft alle, bis zu unterst!

In den „Sternstunden Philosophie“ (4.02.18 SRF) formulierte Jioma Mangold sein Unbehagen über Zuschreibungen u.a. wie folgt: „Denn es ist immer die Mehrheitsgesellschaft, die nicht darüber befinden darf, wie der Angehörige der Minderheit empfindet. Aber wenn die eine Seite gar nichts zur Sache beitragen darf, weil nur die andere wirklich erklären kann oder darf, wie es sich anfühlt das und das zu sein, wie es sich anfühlt eine Frau zu sein, wie es sich anfühlt schwarz zu sein, wie es sich anfühlt schwul zu sein, dann sind wir ausserhalb dessen angekommen, was ich für eine Position der Vernunft halte und wo auch jeder gleiche Mitsprache-Rechte hat.“

Dem ist anzufügen, dass Betroffene immer als glaubwürdig zu werten sind, wenn sie über ihre Eindrücke und Erfahrungen berichten. Seien das Frauen, Farbige oder Schwule. Und diese Erfahrungen sollen zur Kenntnis genommen werden.

Ich habe gute („voll ok“) und schlechte Erfahrungen mit bisexuellen Männern gemacht. Beides gehört in die öffentliche Diskussion.

Peter Thommen_68

Siehe auch: swissgay.info Nr. 8, Dez. 2017 > Schwuchteln auch! Beitrag zur mee-too Diskussion


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